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Europawahl für Menschen mit Behinderung

Franziskanisches Bildungswerk, Großkrotzenburg
Praxisbeispiel der Arbeitsgemeinschaft katholisch-sozialer Bildungswerke in der Bundesrepublik Deutschland e.V.


Das Wahlrecht ist ein Grundrecht – auch für Menschen mit geistiger Behinderung. Seit 2019 dürfen sie an Wahlen teilnehmen. Aber so wichtig diese politische Entscheidung war, so wichtig ist es auch, dieser neuen Wählergruppe hilfreiches Wissen und Handwerkszeug zu vermitteln. Das Franziskanische Bildungswerk hat daher ein Konzept für ein Bildungsseminar zur Europawahl für diese Zielgruppe entwickelt und umgesetzt:

Zehn junge Menschen zwischen 19 und 32 Jahren, die im Sankt Vincenzstift in Rüdesheim-Aulhausen arbeiten und zum Teil auch leben, nahmen mit zwei Betreuenden am Seminar teil. Ziel des Seminars war es, über das Thema Europa ins Gespräch zu kommen, über das politische System der Europäischen Union zu informieren und den Teilnehmenden zu zeigen, wie eine Wahl abläuft.

Bei der Konzeption dieses Seminars war es wichtig, möglichst niedrigschwellige Methoden einzusetzen. Zum Thema „Was fällt mir zu Europa ein?“ konnten die Teilnehmenden beispielsweise Bilder malen oder Wörter aufschreiben, die sie mit Europa verbinden. Hierbei zeigte sich, dass viele an berühmte Gebäude (Eiffelturm, Colosseum) oder Essen wie Pizza und Brezeln dachten. Aber auch das Wort „Brexit“ tauchte aufgrund der damaligen aktuellen Nachrichtenlage häufig auf.

In einem zweiten Schritt ging es um die Europawahl selbst. Was kann ich da wählen? Was ist überhaupt ein Parlament? Was haben die Parteien damit zu tun? Hilfreich war hier die Methode, die Abgeordneten der Länder mit Gummibärchen auf einer Europakarte darzustellen, die dann aus ihren Ländern ins Parlament ziehen und sich dort auf die Fraktionen verteilen. Noch am nächsten Tag konnten die Teilnehmenden uns das Wahlsystem erklären, was sie sehr stolz gemacht hat.

Mithilfe von Muster-Wahl-Benachrichtigungen und Muster-Stimmzetteln stellten wir anschließend die Situation in einem Wahllokal nach, so dass jede/-r sehen konnte, wie eine Wahl funktioniert. Hierbei kam es natürlich nicht darauf an, was die Teilnehmenden wählten, sondern darauf, dass sie nur ein Kreuz machten und das System nachvollziehen konnten.

Viele der Teilnehmenden sagten am Ende des Seminars, dass sie fest vorhaben, Gebrauch von ihrem Wahlrecht zu machen und dass sie erkannt haben, dass es gut ist, sich vorher zu informieren, welche Partei ihre Meinung am besten vertritt.

 Damit wurde ein großes Ziel dieses Seminars, das Interesse an Wahlen bei den Teilnehmenden zu wecken, erreicht. Die Art, wie motiviert die Teilnehmenden im Seminar mitgearbeitet haben, macht sehr deutlich, dass Seminare für Menschen mit Behinderung keine Ausnahme sein sollen.

 


Ansprech­partner*innen

Ulrike Maqua

Jugendbildungsreferentin

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