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Quelle: Fotograf*in: Julia Kunert

Jüdisches Leben in Templin

Theater an historischen Orten
Praxisbeispiel der Kreisvolkshochschule Uckermark


Jugendliche entwickelten während einer Projektwoche im August 2021 in Templin Theaterszenen über jüdisches Leben, die sie an Erinnerungsorten in der Stadt aufführten.

Die Geschichte Templins ist eng mit jüdischem Leben verknüpft: Seit 1320 leben und lebten dort Jüdinnen und Juden. Leider gab es auch immer wieder antisemitische Vorfälle in der Stadt. „Auch heute werden die Zeichen zur Erinnerung an die Juden in Templin immer wieder beschädigt oder zerstört“, berichtet die damalige Leiterin der Regionalstelle Templin der Kreisvolkshochschule Uckermark Dr. Teodora Ansaldo. Im Rahmen des Themenjahres „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ organisierte die vhs im August 2021 ein Theaterprojekt, um Jugendliche für Antisemitismus zu sensibilisieren.

Eine Stadtführung am ersten Projekttag weckte das Interesse der jungen Menschen für die jüdische Geschichte in ihrer Stadt. Anschließend begannen sie mit eigenen Recherchen zu jüdischem Leben und mit theaterpraktischen Übungen. Die Theaterpädagoginnen Elisa Moser und Flo Strass stellten am zweiten Tag die Spielorte vor: Mikwe, St. Georgenkapelle, Mühlenstraße 28, jüdischer Friedhof und Marktplatz. Die Jugendlichen konnten sich selbst für einen der Orte entscheiden und hatten dann zwei Tage Zeit, Szenen zu entwickeln. Sie recherchierten Informationen, schrieben Texte und probten ihre Szenen.

Dabei betrachteten sie die Vergangenheit aus heutiger Perspektive. So etwa die Taufe eines jungen Juden in der Kapelle im Jahr 1749. Drei Jugendliche lasen aus der Original-Taufrede vor, während eine andere die Rede aus heutiger Perspektive kommentierte und die Gründe der Taufe in Zeiten der Diskriminierung hinterfragte. Während des Projekts erlebten die Jugendlichen Antisemitismus hautnah. Bei Proben am Jüdischen Friedhof begegnete ihnen ein Fahrradfahrer, der einen judenfeindlichen Witz erzählte. Dies floss später in die Aufführung ein – die Jugendlichen fragten sich und das Publikum, wie man darauf hätte reagieren können.

Am letzten Projekttag fand die Aufführung um 12 Uhr auf dem belebten Marktplatz statt. Die stellvertretende Bürgermeisterin von Templin Annette Nitschmann eröffnete die Veranstaltung und lobte das Engagement der Jugendlichen. Drei Schulklassen, Passant*innen und Interessierte waren ein aufmerksames und begeistertes Publikum, das den Schauspieler*innen zu den verschiedenen Spielorten folgte.

„Sie spürten ihre eigene Kraft und Wirkung und lernten, ihre Meinung öffentlich zu äußern, sich gegen Vorurteile und Diskriminierungen zu engagieren. Und vielleicht hat ihnen das Projekt auch Anstoß gegeben, in ihrem Umfeld Veränderungen in Gang zu setzen“, resümiert Dr. Teodora Ansaldo.


Ansprech­partner*innen

Johanna Kranz

Magda Langholz


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